Siebenuhrdreißig und seit einiger Zeit versuche ich den Tag zu beginnen, doch ebenso lustlos wie ich, zeigt sich der neue Tag, zudem ist er trüb, feucht und wie ich dann doch am Fenster stehe, sehe ich dicke Nebelschwaden über das, auf der anderen Straßenseite liegende Feld ziehen. Missmutig betrachte ich es eine Weile wende mich dann aber ab, schlurfe in die Küche und koche mir einen Kaffee.
Naja wir haben halt Dezember, da muss man mit derlei Launen der himmlischen Wettermacher wohl leben.
Hin und wieder einen Schluck Kaffee nehmend und nach dem Anlegen der lässigen Hauskleidung, die auch einen Gang in die Garage und etwas Fummelei an einem Kraftfahrzeug gestattet ohne Zorn bei meiner Gattin auszulösen, reinige ich den Kaminofen. Ich mag es, wenn er durch die Umwandlung von Holz in Wärme unsere Zentralheizung und damit den Gasverbrauch etwas entlasten kann und Gemütlichkeit strahlt er auch noch aus. Normal mache ich es am Abend zuvor wenn der Ofen ausgebrannt ist und bereite alles für den Morgen vor aber gestern war ich etwas länger an meiner Modell Eisenbahn zugange.
Heute musste ich also in der Frühe ran, doch kurze Zeit später, unter der Zuhilfenahme von Lampen Öl sowie damit getränkten Küchentüchern lodern die Flammen hoch und animieren die eingelegten Hölzer sich ebenfalls zu entzünden.
Eine Weile starre ich gedankenlos in die Flammen, greife aber dann meine Tasse, wende mich dem Garten zu und schaue, enenso gedankenverloren in denselben, leichter Schneefall setzt ein und trägt damit wenig zur Aufbesserung meiner Laune bei.
Da sind die vielen Vögel die sich an den Futterhäusern und Futterspendern bedienen, doch schon viel aktiver, auch wenn sie auf einen Ofen, ein trockenes Heim und andere, unserer Meinung nach den Wohlstand ausmachende Dinge verzichten und sich täglich ums Überleben sorgen müssen.
Viel können wir nicht helfen aber immerhin für trockenes Futter und feuchtes Wasser sorgen, so dass da kein Mangel, für die hier bei uns im Garten heimischen, Vögel besteht.
Natürlich gehen auch die in unserem Garten ansässigen Igel nicht leer aus, keine Frage.
Da sitze ich nun mit meiner Tasse und schlürfe dieses heiße Gebräu von dem ich mir einrede es sei Kaffee, tatsächlich aber wird es hergestellt aus Gerste, Getreide und oder anderen pflanzlichen Dingen, die geröstet und dann wie Kaffeebohnen gemahlen werden.
Im Vergleich mit Bohnenkaffee verliert es tatsächlich etwas an Boden aber so wie man sich von einer edlen Bohne auch an ein sehr preiswertes Supermarktprodukt gewöhnen kann, hat man auch irgendwann an diesem Ersatzgetränk nicht mehr auszusetzen zudem tut es dem Magen, jedenfalls meinem, wohler als richtiger Bohnenkaffee.
Mitten in meine Gedanken tobt der Kaffeevollautomat los, was er akustisch von sich gibt ist in der Regel das erste Geräusch, welches auf das Erscheinen meiner Gattin hindeutet. Nach dem abschließenden, den Mahl und Brühvorgang beendendem dreimaligem „Klack...Klack...Klack“ des Apparates erscheint sie, mit ihrer dampfenden Tasse, gefüllt mit richtigem Kaffee in der Hand auf der Bildfläche und begibt sich zu mir an den Tisch, welcher in der Nähe des inzwischen wohlige Wärme von sich gebenden Ofens, die größte Behaglichkeit verspricht.
„Wann holen wir einen Baum“, beginnt sie die Unterhaltung. Meine Laune sinkt spontan um eine weitere Stufe ab, einen Baum holen verspricht Arbeit, Kälte und Dreck, zudem muss ich mich mit einem Auto zum Fichtenluden begeben, was ich zur Winterzeit nicht besonders schätze. Autofahren mag ich nach über 40 Jahren Außendienst eh nicht mehr gern, nur der Mercedes 107 kann mich gelegentlich locken eine Lustfahrt zu unternehmen, mit einem der Alltagsautos käme ich, im Gegensatz zu früheren Zeiten, nie auf diesen Gedanken, es muss schon ein Grund vorliegen wenn ich mich da rein setze.
Na gut, heute ist so ein Grund und ich sage zu, gleich auf Tour zu gehen und einen schönen Baum durch Kauf in unseren Besitz zu bringen.
Meine Tasse ist leer und ich werfe eine Jacke über, dann stapfe ich zum Auto raus, unter dem seit einer guten Dreiviertelstunde fallenden Schnee ist die Frontscheibe mit Eis bedeckt. Die Seitenscheiben weisen nur eine dünne Reifschicht auf und so drücke ich die Taste der Fernbedienung um den Kofferraum, zwecks Entnahme des Eiskratzers zu öffnen. Danach möchte ich den Motor starten um schon mal etwas Grundwärme zu erzeugen, denn noch schlimmer als fahren ist es, in einem kalten Auto zu fahren.
Ich drücke die Fernbedienung nun zum dritten oder vierten Mal ohne dass sich am Fahrzeug etwas rührt, also den Schlüssel ins Schloss der Fahrertür und so ins Innere des Fahrzeugs zu gelangen wo mir zunächst nicht auffällt dass die Innenbeleuchtung dunkel bleibt, erst als auf die Drehung des Schlüssels im Zündschloss rein gar nichts passiert, stutze ich und spüre weiteres Ungemach auf mich zukommen.
Haube auf, einen Blick hinein in der Hoffnung eine abgerutschte Batterieklemme zu erblicken aber nichts dergleichen versprach schnelle Erledigung der elektrischen Unpässlichkeit des Automobils. Also erst einmal wieder rein ins Haus und wärmere Klamotten angezogen um das Problem anzugehen, doch auch meine Frau war inzwischen „reisefertig“ und so beschloss ich einen Fahrzeugwechsel. „Der Dicke will nicht, wir müssen deinen nehmen“, eröffnete ich ihr und nahm den Opel Schlüssel vom Bord.
Aber wie man es in manchen Fällen kennt kommt ein Unglück selten allein, bei der Karre habe ich die Winterreifen noch nicht drauf und die Fahrbahn ist inzwischen weiß. „Brauchen wir unbedingt einen Baum?“ wage ich zu fragen, worauf ein knappes aber entrüstetes „Ja, brauchen wir!“ als Antwort kommt.
Was nu? Den SL, der mit chinesischen Ganzjahresreifen ausgerüstet fahren darf, nutzen oder eine nicht zu gewinnende Diskussion beginnen?
Pfft,....das Coupe Dach lagert im Keller und das Softtop unter der Klappe. Der Hobel steht im Winter immer offen in der Garage, nur mit einem Pyjama bedeckt, ist normalerweise ganz OK, wegen Schimmel und so aber heute ausgesprochen unangenehm für die kommende Aufgabe, nämlich die Fahrt zum Baum und mit ihm wieder heim.
„Warum klappt er das Softtop nicht raus?“ wird sich nun der ein oder andere User fragen aber es ist ganz einfach, denn bei minus zwei Grad Lufttemperatur könnten die Scheiben brechen, was ich nicht riskieren möchte, zudem würde es, weil der SL ja bekannter Weise kein Kombi ist, eng werden für die zu transportierende Tanne.
Also drehe ich den Batterie Trenner auf Durchgang, (gut dass der Akku noch nicht im Keller weilt, habe ich bisher vergessen zu erledigen) dann lasse ich mich vorsichtig auf das, von der Kälte steife und bitterkalte Leder gleiten, drehe den eingesteckten Zündschlüssel in die Startposition, keine zwei Umdrehungen der Kurbelwelle später schicken die acht Zylinder ihre Verbrennungsgase durch die beiden Endrohre und füllen dann die Garage mit übel riechenden, der Gesundheit nicht fördernden Abgasen. Also den Ganghebel zügig nach hinten gezogen und bei D einrasten lassen, so dass wir ins Freie rollen.
Vorher natürlich die obligatorische Bremsprobe gemacht, denn mit etwas erhöhter Standgasdrehzahl ginge es ohne wirksame Bremse womöglich schon auf dem Hof ins Auge, die kommende Schneefahrt reicht mir völlig.